Willkommen im Hoffnungshotel!
Wer ist schon da?
Hoffnungshotel?
Die Prignitz schrumpft. Aber nicht nur die Zahl der hier lebenden Menschen verringert sich – auch die Zahl der Gebäude nimmt stetig ab. Darunter Häuser mit Charme und Geschichte. Sie verfallen oder werden kurzerhand abgerissen. In den Innenstädten entstehen zunehmend Baulücken, die als PKW-Stellflächen genutzt oder der Märkischen Heide überlassen werden. Neu Gebautes ist rar. Und wenn gebaut wird, dann vor allem pragmatisch. Eine Diskussion zu Baukultur und Stadtgestaltung findet nicht statt. Es gibt Wichtigeres – die Region ist arm.
Aber die Prignitz ist auch beliebt. Die Großstädter erfreuen sich an der Landschaft, den Dörfern und den kleinen Städten. Mit alten Stadtgrundrissen und ebensolcher Bausubstanz. Auch – und gerade – wenn es hier und da bröckelt. Die Sehnsucht des Großstädters nach Idylle und Nostalgie wird in der Prignitz scheinbar voll und ganz gestillt. Wer jedoch einen deutschen Historienfilm drehen oder Instagram-Footage sammeln will, sollte sich auf den Weg machen. Die letzte authentische Kulisse ist sicher bald vom Erdboden verschwunden, oder sie wurde mit Freibrief der zuständigen Denkmalschutzbehörde durch ein Stück Legoland ersetzt.
Manche Großstädter bleiben länger und tauchen ein in das heutige, wahre Leben der Prignitz. Manche versuchen, eine Existenz zu gründen. Manche halten durch und verstehen: Klischee und Realität sind auch hier nicht dasselbe. Eine Region, die wirtschaftlich am Boden liegt und noch immer Spuren von Krieg und Diktatur trägt, ist kein Bullerbü. Hier geht es nicht um Vintage-Attitüden, sondern um das, was tatsächlich zählt.
So steht in der Prignitz die grundsätzliche Frage nach der Kultur, konkret – die Frage nach der Bau-Kultur – auf dem Plan: Hat Bau-Kultur tatsächlich eine Chance in einer Region, die ökonomischen Zwängen, alten Gewohnheiten und Amtsstrukturen unterliegt und deren Selbstverständnis sich auf das eines Transitlands zwischen den Metropolen beschränkt?
Das Projekt Hoffnungshotel steht im Zentrum dieses Konflikts: Nachdem im Januar 2010 fast der komplette Dachstuhl des Hotels einem Brand zum Opfer fiel, kaufte der Stadttheoretiker Dieter Hoffmann-Axthelm das ehemalige Hoffmann´s Hotel in Perleberg zu einem symbolischen Preis. Der drohende Abriss oder die Kaputtsanierung des städtebaulich bedeutenden Gebäudes konnten somit vorerst abgewendet werden. Zur Zeit wird mit Hilfe einer Notsicherungsförderung die Aussenhülle des Gebäudes instand gesetzt. Die bauliche Weiterentwicklung des Hotels ist jedoch völlig offen…
Seit 2013 beginnen sich einzelne Menschen aus der Prignitz und Berlin für die Nutzung des ehemaligen Hotels zu interessieren. Seitdem trägt es den Namen Hoffnungshotel.
Mario Zander / pukland, Februar 2014